Guten Morgen!
Aus meiner Erfahrungswelt kann ich folgendes zu diesem Thema beitragen:
- Nicht alles was 3D ist, ist automatisch auch BIM.
- BIM ist nicht nur 3D.
Ich denke, dass BIM und die Datenschnittstelle IFC noch ein sehr großes Übersetzungsproblem haben. Und die Softwarehersteller immer noch (irgendwie auch logisch - der Rubel muss rollen) ihre ganz eigenen Suppen kochen.
Mein Praxisbeispiel zeigt, dass auch Konzern intern nach viel Luft nach oben ist. Wir (Allplan Architektur) der Statiker (Allplan Scia) haben festgestellt, dass ein Datenaustausch über die IFC-Schnittstelle unbefriedigend beim Statiker ankommt, da dieser aus dem IFC so gut wie keine, für ihn jedoch essentiellen, Lastachsen und Lastknotenpunkte auswerten kann. Diese lassen sich jedenfalls generieren, die wichtigen Schnittpunkte der Lastachsen müssen händisch nachgearbeitet werden.
Unser TGA-Planer kann mittlerweile IFC-Daten einlesen, es ist jedoch nicht sichergestellt, dass eine Türöffnung auch beim Haustechniker noch eine solche ist. Wanddurchbrüche gehen da mit unter verloren oder werden auf der anderen Seite als Türöffnung interpretiert.
Ein Allplan Raum der mit den Abständen 0,00 an die jeweils obere und untere Standardebene angebunden wurde, wusste das beim Überprüfen mit Solibri (übrigens auch im großen Nemetschek Konzern) noch. Beim Import in Revit fing der Raum erst bei der Oberkante Fertig-Fußboden an und endete an der Unterkante der abgehängten Decke.
Bei den einschlägigen BIM Vorträgen wird immer von der hohen Akzeptanz in den USA und den nördlichen europäischen Ländern (z.B. Norwegen) gesprochen und wie klaglos dies alles funktioniert. Das soll die Zukunft sein!
In unserem Büro haben wir entschieden, dass wir auf diesen Zug aufspringen wollen. (das war relativ leicht, denn er fährt im Augenblick gerade einmal Schrittgeschwindigkeit). Wir nehmen in Kauf, dass noch viel zu tun ist und die Weiterentwicklung noch Jahre brauchen wird. Wir sind, so haben wir entschieden, von Anfang an dabei und lernen mit, damit wir für die Zukunft gerüstet sind.
In dieser Zukunft (wann auch immer das denn sein mag) werden öffentliche Aufträge nur noch als BIM Projekte ausgeschrieben werden. Bei Infrastrukturprojekten passiert dies angeblich schon und soll auch funktionieren.
Meine ganz subjektive Sicht der Dinge sieht somit wie folgt aus:
Beim Austausch von BIM-Modellen, das ist ein bauteilorientiertes 3D-Modell mit einer Menge an Attributen, muss eine Decke als Decke und ein Türelement als Türelement beim Planungspartner ankommen. Die Höhenanbindungen müssen stimmen und die einzelnen Attribute müssen korrekt mit Namen und Wert in der Software des Planungspartners ankommen. Die Datenweitergabe muss fehler- und interpretationsfrei von einer Software zur nächsten gelangen. Die am Bau beteiligten Planer (Architektur, Statik, TGA, Bauphysik und Brandschutz) müssen Ihre Informationen fehlerfrei untereinander weitergeben können. Das funktioniert aber noch nicht.
Erst wenn dieser Schritt erfolgreich abgearbeitet ist, die Softwarehersteller das begriffen haben, wie wichtig das für das tägliche arbeiten ist, dann werde ich mich mit der Frage befassen ob ich ein oder doch mehrere IFC-Modelle benötige und wer dafür haftet.
Gruß, Martin
Tell me and I forget.
Teach me and I remember.
Involve me and I learn.
Benjamin Franklin